In diesem Blog geht es um Interne Kommunikation. In allen ihren Facetten. Mit aktuellen Beispielen. Mit besonderem Augenmerk auf moderne Trends.

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Interne Kommunikation: Lektionen aus der Covid-19-Krise

Was ich, Kristin Engelhardt, mir persönlich für die nächste Zukunft - bezogen auf die Interne Kommunikation in österreichischen Unternehmen - erwarte und erhoffe.

Als die Corona-Virus-Krise über uns alle hereinbrach, habe ich mir – bezogen auf die Interne Kommunikation – gewünscht und es auch erwartet, dass nun viele Unternehmen – die noch nicht so weit waren – den schon längst fälligen Sprung in die interne digitale Kommunikationswelt wagen. Weil digitale Medien für die Interne Kommunikation enorm viel bieten. Nicht nur, um die MitarbeiterInnen glücklich zu machen. Sondern vor allem auch, um kommunikative Prozesse und Administration zu vereinfachen, Projektmanagement zu unterstützen, Wissensmanagement zu erleichtern, Globalisierung wahr zu machen. Vieles davon ist passiert. Und darüber hinaus noch einiges anderes.

Ich habe selbst viel gelernt aus der Covid-19-Krise. Denn ich bin hergegangen und habe ein weiteres – kompaktes – Buch geschrieben; unter dem Titel „Interne Kommunikation mit digitalen Medien“. Erkenntnisse aus der Corona-Virus-Krise sollten mit einfließen. Ich habe dazu mehr als zwanzig Unternehmen befragt und vieles erfahren. Erscheinungstermin des Buches: Herbst 2020.
Auch andere erkannten die Bedeutung der Covid-19-Krise für die Interne Kommunikation. Eine Reihe wertvoller Studien erschien im Frühjahr 2020. Die ich in meinem Buch natürlich mitberücksichtigt habe.

Nicht alle Menschen arbeiten im Homeoffice

Obwohl Berichte über die Hindernisse beim Arbeiten im Homeoffice viele (externe) Medien beherrschten, stellt die Zahl der im Homeoffice arbeitenden Menschen nicht die Gesamtheit der Berufstätigen dar. Im April 2020 arbeiteten in Österreich 42 % der Berufstätigen im Homeoffice, was natürlich wesentlich mehr als vorher war. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1109368/umfrage/arbeit-im-home-office-waehrend-der-corona-krise-in-oesterreich/
Die Konsequenz nach Corona: Homeoffice wird auch in Hinkunft stärker vertreten sein. Das bestätigt eine Reihe von Umfragen, die die Zustimmung der MitarbeiterInnen widerspiegeln. Und: Verstärkte Homeoffice-Arbeit ermöglicht den Unternehmen Einsparungen bei Büroflächen. Also summa summarum eine gute Sache.
Von den anderen 58 % hatte der Großteil keine PC-Arbeitsplätze und musste daher auf anderem Wege als via E-Mails, Intranet, Interne Social Media informiert werden. Unternehmen, die während der Covid-19-Krise keine Mitarbeiter-App zur Verfügung hatten, griffen zu alternativen Lösungen. Das Thema, wie MitarbeiterInnen ohne PC-Arbeitsplätze kommunikativ zu erreichen sind, wird die Unternehmen in nächster Zeit also zu beschäftigen haben. Vor allem weil auch eine Studie der Universität Wien ergab, dass weniger Information (bei den MitarbeiterInnen, die nicht im Homeoffice arbeiteten) auch mit weniger Wertschätzung einhergeht.

Auf die Chefs kommt es an

Die Bedeutung von Führungskommunikation wurde während der Covid-19-Krise in zweierlei Hinsicht sichtbar: Einmal wurde klar, dass der CEO und das Top-Management als Galionsfiguren gerade in Krisen eine enorm wichtige Rolle spielen. Nun zusätzlich unter neuen medialen Vorzeichen: Fragen-Antworten-Stunden des CEOs, die via Videoconferencing an alle MitarbeiterInnen übertragen wurden, und Videobotschaften des Top-Managements sind seit Corona selbstverständlich geworden. Mitsamt Rückfrage-Möglichkeiten für die MitarbeiterInnen.
Die andere Seite der Führungskommunikation zeigte sich bei der Umsetzung aller Krisenmaß-nahmen in den einzelnen Teams: Das nachgelagerte Management muss seit Covid-19 mit einem digitalen Führungsstil zurande kommen, dem andere Kommunikationsgesetze als die bisher üblichen Face-to-Face-Abläufe zugrunde liegen. Wenn das gesamte Team im Homeoffice sitzt, muss die Schlagzahl der Kommunikation erhöht werden, muss das Fehlen des persönlichen Austausches abgefedert werden. Videokonferenzen ersetzen nur in eingeschränktem Maße persönliche Meetings (die Körpersprache und andere „emotionale“ Elemente fehlen). Im Homeoffice kann Stress für MitarbeiterInnen aus Überschneidungen mit Haushalt und Erziehung oder anderen Faktoren entstehen. Abgesehen von den durch diese Elemente veränderten Führungsaufgaben kommen für die Chefs noch Fragen hinzu wie: Wie lässt sich die Bindung zum Unternehmen aufrechterhalten? Wie kann Teamgeist weiter gewährleistet werden? – In vielen Unternehmen entstanden hierzu bereits schöne kreative Lösungen wie virtuelle Mittagessen oder Afterwork-Drinks, virtuelle Spieleabende oder Koch-Events. Trotzdem wird noch einige Kreativität notwendig sein, um die kommunikativen Mankos von Homeoffice-Arbeit auszugleichen und fehlende Face-to-Face-Kommunikation zu ersetzen.

Storytelling

„Heldenstorys“ wurden von vielen Unternehmen in der Covid-19-Krise publiziert: in Internen Social Media und in Mitarbeiter-Apps, in Facebook & Co., im Radio, im Fernsehen. Und natürlich in den Mitarbeiterzeitschriften (print und online).
Davon wird es in Hinkunft noch viel mehr brauchen – die Unternehmen wollen ja aus der Krise wieder herauskommen. Ich glaube, dass nach der ersten Krisenbewältigung nun die Stunde des Storytelling gekommen ist: Was die MitarbeiterInnen brauchen, um ihr Unternehmen aus dem wirtschaftlichen Tal herauszuziehen, sind Visionen, gut erläuterte Strategien, begeisternde Erfolgsaussichten. Solche Botschaften können nur mithilfe von Storytelling vermittelt werden. Dazu braucht es auch die dafür geeigneten Medien: Webmagazine, Blogs, gedruckte Mitarbeiter-zeitschriften. Meine Meinung dazu: Nicht die Frage Print oder online? ist entscheidend, sondern der Inhalt in ansprechender und überzeugender Form. Natürlich gepaart mit Akzeptanz. Die Frage Print oder online? sollte danach entschieden werden, wie die MitarbeiterInnen ihre Informationen am liebsten konsumieren. Aber: Eine schlecht aufbereitete Story wird weder print noch online gern gelesen.

Evaluation

Die Covid-19-Krise hat für die Interne Kommunikation wertvolle Anstöße gegeben, zu denen es noch in vielfacher Hinsicht Verbesserungen bedarf. Evaluation ist angesichts der Komplexität der Herausforderungen und Änderungen eine selbstverständliche Forderung. Leider ist das für viel zu viele Unternehmen nicht selbstverständlich. Eine aktuelle Studie von Staffbase und der Universität Leipzig ergab, dass mehr als 56 % Intuition und Erfahrung gegenüber Evaluationsdaten den Vorzug geben (Zerfaß A, Hagelstein J, Baab K, Klein L S, Kloss J, Benchmarking Digitale Mitarbeiter-kommunikation 2020: Empirische Studie zu Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Content-Management in der internen Kommunikation. Universität Leipzig & Staffbase, Leipzig – Chemnitz 2020).

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